Katholische Pfarrkirche St. Maria

Wallfahrtskirche mit langer Geschichte

Aus sämtlichen Richtungen in Unterkochen wird der Blick eingefangen von der beherrschenden Lage des Kirchbergs und seinem harmonisch sich einfügenden Gebäudeensemble, gekrönt von der im Glanz erstrahlenden Wallfahrtskirche. Die erste urkundliche Erwähnung und Bestätigung der Wallfahrtskirche datiert aus dem Jahre 1465. Stilgeschichtlich stammt die Kirche aus verschiedenen Epochen: der Turm aus der Romanik, der Chor aus der Gotik, das Schiff aus der Barockzeit. Die bedeutendsten Künstler der Barockkirche sind der Baumeister Johann Michael Keller, Stukkateur Johann Michael Hoiß sowie der Freskenmaler Johann Anwander. Der symbolische Gehalt sämtlicher Gemälde der Kirche gipfelt im Hochaltar mit der lebensgroßen Marienstatue, einem Meisterwerk der Ulmer Schule, entstanden um 1496. Es ist das Unterkochener Gnadenbild, zu dem die Menschen seit Jahrhunderten mit ihren Anliegen pilgern.

Relikte aus der Römerzeit: Quadratisches Säulenkapitell und Pinienzapfen.

Die Gegend um Unterkochen gehörte einst zum Römischen Weltreich. Durch Unterkochen führte die wichtige Verbindungsstraße zu den Kastellen in Aalen und Heidenheim und hinauf aufs Härtsfeld. Die auf dem Kirchberg gefundenen und unterhalb des Pfarrhauses aufgestellten „Römersteine“, nämlich Pinienzapfen und quadratisches Säulenkapitell, lassen auf eine römische Ansiedlung schließen, wahrscheinlich einen befestigten Wachtposten (Diverticulum). Mit dem Jahr 260 n. Chr. begann die Besiedlung der Region durch die Alemannen.

Die Einführung des Christentums erfolgte entweder über Augsburg oder über die iro-schottische Missionierung.

Sowohl die Baugeschichte der Kirche als auch die Ortsgeschichte legen die Vermutung nahe, dass Unterkochen bereits vor Gründung der Benediktinerabtei Ellwangen (764) eine Urpfarrei gewesen ist. Um Jahre 1328 schließlich wurde die Pfarrei dem Ellwanger Kloster inkorporiert. Schon damals fanden die Benediktinermönche in Unterkochen eine alteingesessene Marienverehrung vor, von der u. a. eine 1307 gegossene Marienglocke Zeugnis ablegt. Unterkochen wurde der Marienwallfahrtsort auf dem Gebiet der Benediktinerabtei und späteren Fürstpropstei Ellwangen und behielt seine Bedeutung trotz der Einrichtung einer weiteren Wallfahrt auf dem Schönenberg bei Ellwangen (1638) bis zur Säkularisation im frühen 19. Jahrhundert bei. Die erste urkundliche Bestätigung der Wallfahrt datiert aus dem Jahr 1465. Demselben Jahrhundert entstammt auch das lebensgroße Gnadenbild der Muttergottes mit Kind auf dem Hochaltar, das um 1496 in einer Ulmer Bildhauerwerkstatt geschaffen wurde. 1674 stiftete Pfarrer Jakob Christian Meyer der Gottesmutter und dem Jesuskind silberne Kronen zum Dank für seine Rettung aus einem Pfarrhausbrand.

Archivdaten weisen auf ein reges Gemeinde- und Wallfahrtsleben hin. So wurden nach den Wirren des dreißigjährigen Krieges 1659 eine Rosenkranzbruderschaft und 1717 eine Corporis-Christi-Bruderschaft gegründet. Erwähnung fanden Gnadenstätte und Gnadenbild von Unterkochen 1672 und 1702 in einem „Marianischen Atlas“, und 1734 wurde gar ein eigenes Wallfahrtsbüchlein gedruckt, das Bezeugungen von Gebetserhörungen enthält, die bis ins Jahr 1582 zurückreichen.

Titelblatt des Wallfahrtsbüchleins 1734

Damit sich die Gläubigen nach langer Wallfahrt an einem Trunk frischen Wassers laben konnten, wurde 1714 ein Brunnen auf dem Kirchberg gegraben. Eine Inschrift bezeugt: „… dass die Wallfahrt vermehrt, der Landesfürst (zu Ellwangen) 63 Gulden verehrt.“ Eine weitere Ausdehnung der Wallfahrt erfolgte 1728 durch den Erwerb eines Kreuzpartikels aus Santa Croce in Rom, versehen mit Echtheitsurkunde, heute eingesetzt im Wetterkreuz.

Den Bedürfnissen der Wallfahrt und der Bevölkerungszunahme genügte jedoch der Raum der bisherigen Kirche nicht mehr. Deshalb entschloss man sich zu einem erweiterten Neubau, der heutigen, 1764-1768 errichteten Kirche, deren Inneres in den Formen des Rokoko reich ausgeschmückt wurde. Von der alten Kirche wurden der imposante Turm und der gotische Chor übernommen und in der barocken Ausgestaltung dem Kirchenschiff angeglichen. Bruderschaften und Stiftungen verhalfen der Kirche zu einem bedeutenden Silberschatz. Zu der feierlichen Ausgestaltung der Wallfahrtsgottesdienste trug ein bereits 1712 gegründeter Kirchenchor bei. Mit dem Geist der Aufklärung, der nur noch eine „vernünftige“ Religion gelten lassen wollte, ging die Wallfahrt – wie auch manch andere Äußerung religiöser Volksfrömmigkeit – zu Beginn des 19. Jahrhunderts zurück.

Die Kirchengemeinde St. Maria Unterkochen hält jetzt im Mai ihren Wallfahrtstag. Seit 1988 wird dieser Festtag mit der Flurprozession nach Himmlingen und einer abschließenden Lichterprozession zur Wallfahrtskirche am ersten Samstag im Marienmonat Mai begangen. Nach der gelungenen Renovierung ist die Wallfahrtskirche das Ziel zahlreicher Wallfahrtsgruppen und einzelner Pilger, die auch in unserer Zeit erfahren dürfen, dass die „Gottesmutter den Ihren an diesem Ort gnädig ist“ – wie es im Chronogramm über dem Chorbogen von den Erbauern verewigt wurde.

Chronogramm über dem Chorbogen: „Del Mati sVIs a seCVLIs hIC propItiae“ – „Der Gottesmutter, die seit Jahrhunderten den Ihrigen hier gnädig geneigt ist“ (alle große geschriebenen Buchstaben sind römische Zahlen und ergeben zusammen die Jahreszahl 1767, die Zeit der Erstellung des Chores).

Baugeschichte der Kirche

Stilgeschichtlich stammt die Kirche aus verschiedenen Epochen: der Turm aus der Romanik, der Chor aus der Gotik, das Schiff aus der Barockzeit.

Der Turm: Die unteren vier Stockwerke sind romanisch (ca. 1200 – 1300). Mauerdicke: 1,60 – 2,70 m. Die Fenster haben noch keine architektonische Funktion, sie sind in der Mauer nur als ganz schmale Spalten offen gelassen (13 x 85 cm). In gotischer Zeit (nach 1300) aufgestockt.

Der gotische Vorgängerbau weist klare Stilelemente der Hochgotik auf und ist demnach noch in der Zeit vor 1400 entstanden. Das Langhaus dürfte allerdings erst beträchtlich später fertiggestellt worden sein; nach einem gefundenen Konsekrationsbrief wurde die gotische Kirche am 23. Mai 1511 geweiht.

Der jetzige Bau: Durch den starken Zustrom der Pilger und den Bevölkerungszuwachs der Pfarrei wurde im 18. Jahrhundert ein Neubau notwendig. Dazu musste das bisherige Schiff völlig abgebrochen werden. Der Neubau wurde von Mai 1764 bis Oktober 1768 durchgeführt. Bauherr war Pfarrer Franz Sales Marquard Häuflein, der allerdings die Fertigstellung nicht mehr erlebte. Vollendung des barocken Neubaus unter Pfarrer Anton Brugger, der die Kirche im Oktober 1768 benedizierte. Die eigentliche Kirchenweihe erfolgte am 11. November 1775 durch den Augsburger Weihbischof Franz Xaver Freiherr von Edelmann. Die Schirmherrschaft über den Bau übernahm die Fürstpropstei Ellwangen (Wappen des Fürstpropstes Ignaz Graf von Fugger-Weißenhorn am Chorbogen, Darstellung des Fürstpropstes auf dem großen Chorbild). Baumeister der Kirche ist mit größter Wahrscheinlichkeit Johann Michael Keller (1721 – 1794) aus Schwäbisch Gmünd. Das Chorinnere wurde völlig umgestaltet, wobei man die Wände mit barockem Stuck verkleidete und das gotische Deckengewölbe von unter her durch ein Lattengewölbe in runder Form zudeckte (ursprüngliches gotisches Gewölbe noch heute auf der Dachbühne sichtbar). Schon 1782/83 wiesen die Seitenmauern unter dem lastenden Druck des 1765 aufgerichteten Daches Risse auf. So wurde ein neuer Dachstuhl notwendig, den Baumeister Sebastian Manz, Ellwangen, aufsetzte. Ferner führte Manz vor den beiden beiden seitlichen Eingangsportalen einen Vorbau (Windfang) auf, um dem Mauerwerk soliden Halt zu geben. Die Stuckarbeiten in der Kirche sind das Werk des zur Wessobrunner Schule gehörigen Künstlers Johann Michael Hoiß (1735 – 1798), fürstbischöflicher fuldaischer Hofstukkateur und Bildhauer. Die Gemälde schuf Johann Anwander (1715 – 1770) aus Lauingen/Donau. Die vergoldeten Holzgitter an den Oratorien stammen von einem Meister aus Lauingen, die eichenen Beichtstühle von Josef Allgayer/Unterkochen, die Kirchenbänke (Wangen) von Johann Gebele/Unterkochen, die Kirchentüren von Franz Baumeister/Ellwangen. Die Ausstattung der Kirche wurde 1786 – 1788 komplettiert durch die Anschaffung eines neuen Hochaltars, zweier Seitenaltäre und der Kanzel. Hierbei handelt es sich um Arbeiten des Bildhauers Andreas Briel aus Ellwangen.

Im Jahre 1807 erwarb man für die beiden Seitenaltäre zwei Reliquienschreine aus dem säkularisierten Kloster St. Ludwig bei Schwäbisch Gmünd.

1854 wurden unter Pfarrer Rießler die 14 gemalten Kreuzwegstationen der Kirche aufgehängt; sie befanden sich bis dahin in der Barbarakapelle und wurden 1751 von einem unbekannten Maler geschaffen.

Im Laufe der Zeit musste die Kirche immer wieder erneuert werden. Nach dem zweiten Weltkrieg veranlasste Pfarrer Philipp Schmitt 1948/49 eine durchgreifende Restaurierung. 1964 erhielt die Kirche eine neue Orgel.

Knapp 30 Jahre nach der letzten Instandsetzung erwies sich eine weitere grundlegende Renovierung des Baus als notwendig. In der Amtszeit von Pfarrer Günter Hüter begann 1980 das „Jahrhundertwerk“ mit der Restaurierung des Äußeren. Unter Pfarrer Wendelin Elbs wurde schließlich die Innenrenovierung mit der Weihe des neuen Zelebrationsaltars durch H. H. Bischof Dr. Georg Moser am 18. Oktober 1987 feierlich abgeschlossen.

Glocken der Kirche: Die älteste Glocke des Geläutes der Marienwallfahrtskirche, eine Marienglocke aus dem Jahre 1307 (vielleicht aus der Rottweiler Hütte), Ton Cis‘, wiegt etwas mehr als 350 kg. Die zweite Glocke (ebenfalls eine Marienglocke) stammt aus dem 14. Jahrhundert (genaues Gussjahr unbekannt): Ton A‘, Gewicht 575 kg. Die dritte Glocke (Hosanna-Glocke) datiert aus dem Jahr 1506, Ton E‘, Gewicht 1200 kg. Drei weitere Glocken wurden 1960 von der Firma Baggert gegossen: die Josefsglocke, Ton H‘, Gewicht 350 kg; die Christusglocke, Ton Fis‘, Gewicht 800 kg; die Paulusglocke, Ton Cis‘, Gewicht 2000 kg.

Die Maße der Kirche: Gesamtlänge 48 m (Schiff 32 m, Chor 16 m), Breite 14 m, Fensterhöhe 5,70 m, Fensterbreite 2 m, Portale 4,30 m hoch, 3,40 m breit. Turmhöhe mit Kreuz 45 m, 7 m im Geviert.

Führung durch die Kirche. Das Innere der Wallfahrtskirche St. Maria empfängt den Eintretenden mit warmen Farben und reichem Bildschmuck. Schöpferische Phantasie hat Architektur, Stukkatur und Malerei zu einem freudig bewegten Lobgesang auf die Gottesmutter vereinigt. Die bedeutendsten Künstler der Barockkirche sind der Baumeister Johann Michael Keller aus Schwäbisch Gmünd, der Wessobrunner Stukkateur Johann Michael Hoiß sowie der Freskenmaler Johann Anwander aus Lauingen/Donau. Über sie hat Pfarrer Günter Hütter unter dem Titel „Zur größeren Ehre Gottes“ eine Zusammenstellung ihres Lebens uns Schaffens verfasst. (Erhältlich am Schriftenstand).

Deckenfresko „Mariä Heimsuchung“ über der Orgelempore

Im Kirchenschiff ziehen vor allem die prunkvollen Deckenfresken von Johann Anwander den Blick auf sich. Am Eingang über der Orgelempore ist Mariä Heimsuchung dargestellt. Maria, auf ihrem gesegneten Leib die griechischen Buchstaben IHS für den Namen Jesu tragend, besucht ihre Base Elisabeth. Diese erkennt in Maria nicht allein die Verwandte, sondern vor allem die Mutter des kommenden Herrn. Im Spruchband des Engels wird dies verdeutlicht: „Benedictus fructus ventris tui“ (Gebenedeit ist die Frucht deines Leibes). Als kräftige Männergestalt tritt Zacharias aus einem Palast heraus.Bescheiden steht links unten Josef samt Knecht und Esel. Rechts unten ist eine weitere Figur aus dem alten Testament, Ruth, die als Stammmutter Davids und damit Jesu auf Maria vorausweist, mit Garbe und Sichel dargestellt.

Deckengemälde vor dem Chorbogen „Mariä Verkündigung“

Das Deckengemälde vor dem Chorbogen hat Mariä Verkündigung zum Thema. Die Botschaft des Engels hat Maria zunächst erschreckt. In der Höhe sehen wir die Teilnahme der heiligen Dreifaltigkeit an diesem Vorgang. Ihr inneres Denken wird in den beiden Runddeckeln offenbar: „Quer mittam … Ecce Ego …“ Gottvater fragt: „Wen soll ich schicken, und wer wird gehen?“ Und der Sohn antwortet: „Siehe, hier bin ich, sende mich.“ Am unteren Rand des Gemäldes befindet sich das Wappen von Ellwangen – Vitus im Kessel, Krone und Bischofsstab. Die demonstrativ auf die über sich vollziehende Verkündung hinweisende Frauengestalt am Rande des Deckenbildes wirkt durch den barocken Kunstgriff eines nahtlosen Übergangs von Malerei in Stuckplastik mit erhöhter Lebendigkeit.

Deckengemälde im Chorraum „Hymnus auf Maria“

Das Deckengemälde im Chorraum dürfte das gelungenste der Fresken sein. Es ist ein festlicher Hymnus auf Maria, auf die Frau, die mit einzigartiger Reinheit ausgestattet ist, ohne den Makel der Erbsünde, von Gott so von Ewigkeit her gewollt und auserwählt, von den Lehrern der Kirche erkannt, den Gläubigen verkündet und von den Menschen mit frommer Huldigung verehrt.

Im Bild wird das so dargestellt: Maria schwebt als Gottesmutter über Weltkugel und Mondsichel, über ihr trägt ein Engel sprühendes Licht. Davon ausgehend ein Lichtstrahl mit den Worten: „Ab initio et ante saecula“, das heißt: von Anfang an und vor aller Welt. Es bedeutet: Maria war von Anfang an der besondere Schöpfungsgedanke Gottes. In der Bildmitte sitzt der Papst auf einem Thron, umgeben von Kardinälen, Bischöfen und Theologen. An einem Pult steht ein Franziskaner, Dune Scotus, der die Lehre von der Unbefleckten Empfängnis in einsichtiger Weise begründet. Indem der Papst einer Frau, die für die Ecclesia steht, eine Schriftrolle überreicht, wird die Lehre von der Unbefleckten Empfängnis zum Dogma erhoben. Ein Engel rechts trägt nämlich die Schrift: „Usque in futurum“, das heißt: Dies gilt für alle Zeit. Spiegel, Lilie, Kelch und Hostie rechts darüber besagen in der Bildersprache: Maria ist die lilienreiche Frau und Bringerin des Heils. Im Vordergrund wird die Huldigung der Menschheit, repräsentiert durch den regierenden Propst von Ellwangen, Anton Ignaz Graf von Fugger-Weißenhorn, sowie verschiedene geistliche und weltliche Herren, an Maria geschildert.

In Beziehung zu dem Chorfresko stehen vier kleinere, rötliche Bilder in Kartuschen, deren Inschriften dem Hohen Lied des Altes Testamentes entnommen sind:
„Macula non es in te“ – ein Makel ist nicht an dir.
„Aurora consurgens“ – Maria ist die Morgenröte des Heils.
„Lilium inter spinas“ – Maria lebt als Lilie in der Wüste der Menschheit.
„Hortus conclusus“ – Maria ist gegen das Böse immer verschlossen gewesen.
Über den sechs Oratorien des Chors sind die vier großen lateinischen Kirchenväter dargestellt; je zwei umrahmen ein Bruderschaftsbild über dem jeweiligen Mitteloratorium:
Links vorne: Papst Gregor der Große (540 – 604), dargestellt mit roter Kappa, Tiara und dreifachem Hirtenstab. Als Papst setzte sich der Heilige besonders für die Christianisierung der Germanen und für den Kirchengesang (Gregorianischer Choral) ein.
Links hinten: St. Ambrosius (333-397), der Erzbischof von Mailand, bekleidet mit dem erzbischöflichen Pallium, dargestellt mit seinem Attribut, dem Bienenkorb, Zeichen seines Fleißes.
Zwischen beiden Darstellungen: Bild der 1717 gegründeten Corporis-Christi-Bruderschaft.
Rechts vorne: St. Augustinus (354 -430), der gelehrteste lateinische Kirchenschriftsteller, vor einem Pult mit Büchern sitzend, das brennende Herz in der Hand.
Rechts hinten: St. Hieronymus (342 -420), Übersetzer der Heiligen Schrift ins Lateinische (Vulgata), dargestellt mit Kardinalsgewand und mit seinem Attribut, dem Löwen.
Zwischen beiden Darstellungen: Bild der Rosenkranzbruderschaft (1659). Maria als Rosenkranzkönigin mit Krone und Szepter. Drei Schilder zeigen den freudenreichen, schmerzensreichen und glorreichen Rosenkranz an. Rosenkranzstäbe mit Mäntelchen für die Mitglieder.
Ergänzend zu den großen Deckengemälden finden wir in den zwölf Kartuschen im Chor und im Schiff zwischen den Fenstern oben Illustrationen zum Lobgesang Mariens auf Gott, das großartige Magnifikat. Es beginnt im Chorraum vorne links, wechselt auf die andere Seite, und so immer fort bis zur Orgel. Zu jedem Bild hat der Künstler ein zutreffendes Vorbild aus dem Alten Testament gemalt:

  1. Bild: „Magnifikat“ (Lob Gottes): König David mit Harfe und Bundeslade.
  2. Bild: „Exultavit“ (Freude in Gott): Ein Prophet schaut das Jesuskind.
  3. Bild: „Respexit“ (Erwählung trotz Niedrigkeit): Judith überwältigt Holofernes.
  4. Bild: „Beatam me dic“ (Erhöhung durch Gott): Königin Esther.
  5. Bild: „Santum nomen eius“ (Heiligkeit Gottes): Gott in unzugänglichem Licht mit anbetenden Engeln.
  6. Bild: „Misericordia“ (Barmherzigkeit): Noe opfert Gott.
  7. Bild: „Fecit potentiam“ (Macht Gottes): Der Engel Gottes erschlägt feindliche ägyptische Soldaten.
  8. Bild: „Dispersit superbos“ (Bestrafung der Hoffart): Sprachverwirrung beim Turmbau zu Babel.
  9. Bild: „Deposuit potentes“ (Sturz der Mächtigen): König Antiochus, den Gott mit unheilbarer Plage schlug.
  10. Bild: „Esurientes implevit bonis“ (Hilfe Gottes für die Hungrigen): Moses mit Stab, die Israeliten sammeln Manna.
  11. Bild: „Suscepit Israel“ (Gott nimmt sich Israels an): Moses mit Stab vor dem Roten Meer.
  12. Bild: „Sicut locutus est“ (Treue Gottes zu den Verheißungen gegenüber den Vätern): Abraham und Sara vor einem Opferaltar.

Die Seitenaltäre wurden gemalt von Anton Wintergerst aus Schrezheim (1788). Der linke Altar zeigt den Apostel Judas Thaddäus, einer der 14 Nothelfer. Als naher Verwandter Jesu ist er gekennzeichnet durch einen Engel mit dem Bilde Christi, als Märtyrer durch Palme, Krone und Keule. Der Reliquienschrein auf dem Altartisch enthält zwei kostbar gefasste Reliquienköpfe und wurde 1807 von dem säkularisierten Franziskanerinnenkloster St. Ludwig, Schwäbisch Gmünd, hierhergebracht. Im Rundbild der hl. Aloysius, dazu die kleineren Figuren der Bischöfe Hariolf (Gründer Ellwangens) und Nikolaus. Davor Renaissance-Taufstein mit moderner Haube.

Der rechte Seitenaltar ist der hl. Katharina von Alexandrien (um 305) gewidmet. Auch sie zählt zu den 14 Nothelfern und ist dargestellt in der Stunde ihrer geistigen Vermählung mit Jesus. Engel tragen Märtyrerkronen und Schwert, dazu ein zerbrochenes Rad, Kennzeichen ihres gewaltsamen Todes. Der Reliquienschrein enthält Reliquien des hl. Christian. Auf dem Rundbild der hl. Franz Xaver, links die Figur des hl. Nepomuk, rechts der hl. Vitus.

Der symbolische Gehalt sämtlicher Gemälde der Kirche gipfelt im Hochaltar mit der lebensgroßen Marienstatue, einem Meisterwerk der Ulmer Schule, entstanden um 1496. Es ist das Unterkochener Gnadenbild, zu dem die Menschen seit Jahrhunderten mit ihren Anliegen pilgern.

Rechts und links auf hohen Postamenten die Eltern Marias: Joachim als alttestamentlicher Priester und Anna mit der Sonnenblume, dem Symbol der Fruchtbarkeit. (Beide Statuen aus dem Jahr 1796.)

Marienstatue, um 1496, ein Meisterwerk der Ulmer Schule

Weitere Ausstattung: Links vorne im Kirchenschiff das Standbild des dritten Bischofs unserer Diözese, Carl Joseph von Hefele. Geboren 1809 in Unterkochen, seit 1836 Professor für Kirchengeschichte an der Universität Tübingen, Hauptwerk „Konziliengeschichte“, 1869 – 1893 Bischof. Begraben in der Bischofsgruft Sülchen. Das in Kalkstein gehauene Standbild wurde hier am 30. Mail 1897 aufgestellt. Die 14 Kreuzwegstationen stammen von 1751, Maler unbekannt. Bis 1853 befanden sie sich in der Barbarakapelle.

Figuren im hinteren Teil der Kirche: Von links betrachtet: Herz Jesu, hineingenommen in die letzte Kreuzwegstation. – Gegenüber: Elisabeth von Thüringen (gestorben 1231), mit Rosen und Brot in der Hand; Patrizius (gestorben 461), „Apostel Irlands“, Bischof mit dreiblättrigem Kleeblatt; der von Pfeilen durchbohrte Sebastian, römischer Märtyrer um 304; Antonius von Padua (gestorben 1231) mit Jesuskind und Lilie; Franz Xaver (gestorben 1552), „Apostel Indiens und Japans“, mit Kreuz.

Weithin sichtbar aus allen Richtungen steht die Wallfahrtskirche St. Maria auf einem Hügel über der Stadt

Heilig-Geist-Taube im Hochaltaraufbau