Dass die oft als „veraltet“ verschriene Caritas-Sammlung durchaus lebendig, modern und darüber hinaus auch sehr erfolgreich sein kann, beweisen 36 Frauen und Männer aus der Kirchengemeinde St. Peter und Paul im württembergischen Oberkochen – mit guten Ideen und einer Menge Engagement.

Die Aufgabe: 3888 Anschreiben müssen mit dem Flyer mit Überweisungsträger zur Caritas-Sammlung zunächst kuvertiert und anschließend in alle Briefkästen des etwa 8000-Einwohner-Ortes geworfen werden. Auch in die Briefkästen der Nicht-Katholiken. Diese Aufgabe stemmen die tüchtigen Frauen und Männer aus Oberkochen, die die Arbeit als Gruppe angehen – gemeinsam und gesellig. Dabei packen alle mit an: Mitglieder des Caritas-Ausschusses der Kirchengemeinde, die Frauen der Caritas-Konferenz, die Pfarramtssekretärin. Und außerdem noch viele Freunde und Bekannte. „Nachwuchsprobleme bei den Aktiven für die Caritas-Sammlung gibt es eigentlich nicht bei uns“, so Hilde Weber, bis vor kurzem im Leitungsteam der Caritas-Konferenz.

Irma Zimmermann, früher Pfarramtssekretärin von St. Peter und Paul, ebenfalls aktiv bei der Caritas-Konferenz in Oberkochen, erinnert sich gut an die früheren Sammeldosen und die damit verbundenen Beschwerlichkeiten.  „Irgendwann Mitte der 90-er Jahre haben wir dann auf die Methode mit den Rundbriefen umgestellt, weil das leichter lief.“

Und jetzt läuft die Aktion. Im September teilen sich 36 Engagierte die Sendungen auf. Der eine wirft 38 Briefe ein, die andere bis zu 280. Doch bevor es soweit ist, geht’s ans Eintüten im Saal des Edith-Stein-Hauses direkt neben der Kirche. Wer hier eine stressige Atmosphäre erwartet, wird positiv enttäuscht: 16 Frauen und Männer sitzen um einen Tisch, jeder seinen Stapel mit Briefen, Flyern und Kuverts vor sich. Die Stimmung ist prächtig, ausgelassen wird geredet. Kaffee und Brezeln sind angerichtet.

Begleitet wird die Aktion mit viel Öffentlichkeitsarbeit: Das professionell gestaltete Magazin der Seelsorgeeinheit „Kirchenfenster“ bringt einen ganzseitigen Artikel über die Caritas-Sammlung und Pfarrer Andreas Macho unterstützt die Aktion mit dem persönlich gehaltenen Rundbrief, der dem Flyer zur Caritas-Sammlung beigelegt wird. Natürlich wird auch der Caritas-Sonntag Ende September entsprechend genutzt. „Die Caritas-Konferenz gestaltet diesen Sonntagsgottesdienst thematisch immer selbst“, so Hilde Weber. „Dabei helfen uns die Unterlagen, die wir von der Caritas bekommen, sehr.“ Und besonders beeindruckend sei jedes Mal, wenn ein Mitarbeiter der Caritas-Ostwürttemberg Aalen predigt und über seine Arbeit berichtet. Als kleine Anerkennung gibt’s auf Initiative von Pfarrer Andreas Macho und Kirchengemeinderat alle zwei Jahre einen großen Dankeschön-Tag für die Ehrenamtlichen. Dabei werden verdiente Ehrenamtliche geehrt.

Dass die Aktion zum Erfolg wird, beweisen die Spendeneinnahmen. Im vergangenen Jahr waren es sage und schreibe 4800 Euro. Die Hälfte davon bleibt direkt in Oberkochen, die anderen 50 Prozent erhält die Caritas für ihre Aufgaben in der Region. Wichtig bei der Werbung ist auch: „Es wird inzwischen mehr gespendet, weil die Menschen wissen, dass die Hälfte des Geldes direkt in Oberkochen bleibt“, so Hilde Weber. Mit dem Geld kann vor Ort viel bewegt werden. Kunigunde Wehrenberg, Vorsitzende des Caritas-Ausschusses, betont: „Wir helfen allen, nicht nur den Katholiken. Wir wollen die Spenden dort einsetzen, wo die Not am größten ist.“ Sehr oft kann damit in Einzelfällen Hilfe geleistet werden. Bei Bedarf werden auch 10-Euro-Gutscheine zum Einkauf bei Netto ausgeteilt, um die schlimmste Not zu beheben.

Die Verantwortlichen aus Oberkochen machen sich keine Sorgen darüber, dass die große Caritas-Sammlung in Zukunft nicht mehr funktionieren könnte. Schließlich seien Engagement und Begeisterung sehr hoch, so Hilde Weber. Als Beispiel nennt sie eine Austrägerin, die sich den Arm gebrochen hatte und sich meldete: „Mit dem gebrochenen Arm kann ich leider nicht mitmachen – aber im nächsten Jahr bin ich auf jeden Fall wieder dabei.“ Und ihr Vetter sagte nur lapidar: „Wenn’s bei euch mal mit dem Austragen klemmt, bring mir halt noch weitere Briefe. Dann mache ich das schon.“

Text/Fotos: Thomas Wilk