Am Samstagabend des 18.11.23 war das Wetter trüb verhangen mir gelegentlichen Regenschauern. Aus dieser etwas gedrückten Novemberstimmung holte der Chor ars cantus, Oberkochen, in der bis in die letzten Reihen besetzten Pfarrkirche St. Peter und Paul sein Publikum ab, als er mit dem „Officium defunctorum“ des Spaniers Tomás Luis de Victoria sein Kirchenkonzert schlicht begann. Die folgenden Requiem-Anfänge steigerten die Spannung. Über Jan Dismas Zelenka und Antonio Lotti führte der Chor hin zu Wolfgang Amadeus Mozart. Während im Barock noch großes Vertrauen und die Allgegenwärtigkeit des Todes die Stimmung in der Glaubenspraxis beherrschen, über das schon selbstbewusstere Herangehen an die Thematik im Rokoko und Klassizismus schließt sich in der Romantik im 19. Jahrhundert die stürmische aber auch feierliche Interpretation eines Franz von Suppé an. Mozart und Suppé konnten musikalisch in einem Block ohne Zwischenpause vorgetragen werden und bildeten auf diese Weise den pathetischen Abschluss des ersten Konzertteils.
Das komplette Requiem des zeitgenössischen Komponisten John Rutter bildete den Hauptteil des Konzerts. Mit mystischen, aber eingängigen Melodien, angereichert durch zwei dazwischengestreute Psalmen, wiederholt Rutter am Ende die zweite Hauptaussage des Requiemtextes, das „Lux aeterna“ und betont auf diese Weise, dass es eben nicht zu Ende ist, sondern im immerwährenden Licht weitergeht.
Dies führt zum dritten Teil des Konzerts, dem „und dann“. Dieses Paradies als einen Ort des Friedens und der Freude sprechen sowohl auf liebevoll harmonische Weise der Zeitgenosse Ben Robbins als auch Gabriel Fauré in der freudig sonnigen Stimmung der Romantik an.
Mit seiner eigenen Interpretation der allgemein bekannten Filmmusik „Conquest of Paradise“ des Griechen Vangelis wies der Chor ars cantus darauf hin, dass der Mensch hier und jetzt beginnen muss, das Paradies anzustreben. Immer wieder tauchen in dem im Programm abgedruckten Text dazu die Worte „wir“, „ich“, „uns“ auf. Es wird also darauf hingewiesen, dass der Mensch für sein Paradies nicht andere verantwortlich machen kann, sondern es einzig und allein selbst bestimmt, in welchem Zustand seine Seele bei seinem Tod seinen sterblichen Leib verlässt und ob sie bereit für das Danach ist.
Dieses grandiose Finale, gefolgt von minutenlangem Applaus zum Ende des Konzerts, zeigte dass die Musik ihre Botschaft ein weiteres Mal still und ohne viele Worte den Herzen des Publikums einprägen konnte.
Der Chor ars cantus bedankt sich bei allen Zuhörern für eine so fabelhafte Unterstützung seiner Arbeit.