Pfarrer Andreas Macho würdigt den Einsatz von Barbara Adolf, der „Marathon-Frau“ an der Nähmaschine
„Ich bin jetzt seit zwölf Jahren in Oberkochen und im Sommer begehe ich das 25jährige Priesterjubiläum, aber einen solch selbstlosen Einsatz habe ich noch nie erlebt“, betont Pfarrer Macho, als Barbara Adolf (83) im Pfarrbüro erscheint und zweitausend Euro fürs Watoto-Wetu-Center in der Slum-Gemeinde von Kariobangi bei Nairobi übergibt. Im letzten Jahr hatte sie die Ärmsten der Armen, die dort als Waisen-Kinder Essen und Schulbildung erhalten, bereits neuntausend Euro übergeben. Nimmt man den 35jährigen Einsatz zusammen, so hat Barbara Adolf jetzt die 40000 Euro-Marke gesprengt. Nähen, Nähen und nochmal Nähen. Eine Unmenge von Taschen, für Kinder und Erwachsene, jetzt aktuell Osterschmuck. Mit ganz unterschiedlichen Motiven, individuelle Wünsche werden von der „Marathon-Näherin“ erfüllt. Die Taschen verkauft sie von zu Hause, aber auch im Heideladen, bei der Bäckerei Dickenherr und im Kuchenparadies beim Rathaus. Zwanzig Jahre lang hat sie in der Gruppe der Frauengemeinschaft und der Missionsgruppe genäht und gebastelt, sei gut zehn Jahren ist sie „Solistin“. Gatte Günter Adolf bewundert die Motivation seiner Frau. „Sie sitzt stundenlang jeden Tag an der Nähmaschine und hat große Freude daran“, sagt er. Ob der Kundenkreis nicht langsam zurückgeht, will der Reporter wissen. „Überhaupt nicht, es geht rastlos weiter“, blickt sie nach vorn. Und dies alles mit Reinerlös für Kariobangi, der Partnergemeinde der katholischen Kirchengemeinde. Seit sie beim dortigen Besuch die bedrückende Not gesehen hat, sei sie mehr denn je infiziert für ihren Einsatz.
„Einen solch selbstlosen Einsatz habe ich noch nie erlebt“ Andreas Macho, Pfarrer von Sankt Peter und Paul
Von „vielen schönen Erlebnissen und Begegnungen“ berichtet Barbara Adolf. Das Helfen sei ihr von ihrer Mutter Agnes in die Wiege gelegt worden. Vierzehn Kinder zählte die Familie und schon ihre Mutter hatte sich in einer sehr kargen Zeit um bedürftige Menschen gekümmert. „Es ist ja auch toll, dass gerade in dieser schweren Zeit Menschen noch etwas für andere übrighaben und die Taschen verschenken“, sagt Pfarrer Macho. Im Zeichen von „Upcycling“ sei dies ein Paradebeispiel sinnvoller Entsorgung. Stoffe fürs Nähen werden Frau Adolf nicht selten von irgendwelchen Menschen in die Wohnung auf der Heide gebracht. Mit Stoffen ist sie Du auf Du, alles wird professionell verarbeitet. Mit in den Freudentenor fällt auch Kirchenpfleger Hans-Peter Wolf ein, der die erneute Spende an die Comboni-Missionare weiterleitet, die dafür sorgen, dass die Spende nahtlos dort ankommt, wo sie hingehört. Für Nahrung, Kleidung und Schulbildung. „Es geht im Watoto-Wetu-Center um Hilfe zur Selbsthilfe“, sagt der Pfarrer. Und Barbara Adolf freut sich schon darauf, wenn sie mal wieder eine Geldtasche ins Pfarrbüro tragen kann.

Text/Foto: Lothar Schell