Pfarrer Paulinus feiert im kommenden Jahr sein 25. Priesterjubiläum. Bereits zum elften Mal ist er gerade zur Urlaubsvertretung in der katholischen Kirchengemeinde Sankt Peter und Paul. „Ich denke auch zu Hause in Tansania oft an Oberkochen“, sagt Pfarrer Paulinus. Seit 1996 kommt er im Zweijahresrhythmus nach Oberkochen. Das war schon bei Pfarrer Hugo Scheuermann so und das wurde unter Pfarrer Andreas Macho weitergeführt. Der nimmt die verwaltungstechnischen Dinge in Bezug auf die Diözese Rottenburg-Stuttgart in die Hand und den „letzten Segen“ geben die Botschaft in Tansania und Bischof Desiderius von der Diözese Bukaba. „Brücken schlagen von Afrika nach Europa, da möchte ich meinen Teil dazu beitragen, schließlich glauben wir alle an den einen Herrgott“, sagt er. Pfarrer Paulinus ist ansteckend fröhlich, hat immer ein Lachen auf den Lippen. Er ist ein gern gesehener Gast in Oberkochen.  Seit Ende Juli weilt der Pfarrer aus dem tansanischen Mutukala nahe der ugandischen Grenze in der Kocherstadt.  11000 Einwohner hat Mutukala, davon achttausend Katholiken. Die Gläubigen sind verstreut im Umkreis von 22 Kilometer mit insgesamt neun Außenstationen. Mit dem Motorrädle ist Paulinus für die Seelsorge unterwegs. Neunzig Prozent der Menschen lebten von der Landwirtschaft. Die Leute hätten keine Maschinen, harte Arbeit mit den Händen, erzählt er. Vor einigen Jahren wurde ein 22 Meter tiefer Brunnen gebaut – auch mit Hilfe honoriger Spenden aus Oberkochen. Auch ein Kindergarten wurde realisiert. Es gebe viele Waisen in der Gemeinde, die es besonders schwer hätten. Umgerechnet 75 Euro kostet ein Kindergartenplatz im Jahr, „Klingt für deutsche Verhältnisse wenig, für viele bei mir daheim aber fast unerschwinglich“, wird Paulinus ernst.
„Ich denke auch zu Hause in Tansania oft an Oberkochen“. „Ja, Sie können schon schreiben, dass ich ein halber Oberkochener geworden bin“, lacht er. Gerne geht er in seiner Freizeit durch die Stadt und er freut sich, wenn die Leute rufen: „Hallo Paulinus, schön, dass Sie wieder da sind.“ Mitunter wird er auch in Oberkochener Häuser eingeladen. Als die Schwäpo zu Besuch kommt, ist er gerade dabei, eine Beerdigung vorzubereiten. Paulinus hat bei seinen bislang zehn Besuchen in Oberkochen die deutsche Sprache gut gelernt. Er hält Gottesdienste, ein Kind hat er heuer auch schon getauft, er macht Krankenbesuche und visitiert die Menschen im Altenpflegeheim. Ein besonderes Anliegen ist Paulinus der Kirchenneubau in seiner Gemeinde, den er vor einigen Jahren initiiert hat. „Das dauert bei uns Jahre“, sagt Paulinus. Seit sechs Monaten ist Baustopp. Das Geld sei schlicht und einfach ausgegangen. Unterstützung staatlicherseits gibt es nicht. “Aber wir kämpfen weiter, denn unsere Gottesdienste sind brechend voll, der Glaube ist für die Menschen hier Herzenssache“, erklärt Paulinus. Etwa 130000 Euro wird der Kirchenneubau kosten. „Ich spreche im Namen meiner Gemeindeglieder und bitte um Spenden für unsere Kirche, aber auch dafür, dass möglichst viele Kinder den Kindergarten besuchen können“, fügt der tansanische Pfarrer hinzu. 2021 will er wieder in Oberkochen sein und die gute Nachricht überbringen: „Die Kirche ist fertig.“

Spendenkonto: Misereor Spendenkonto Aachen, IBAN 75370601930000101010  Zweck: W40404 Paulinus Rutaihwa Tansania

 

(Text und Foto: Lothar Schell)